„Ich helfe! Auf eine Weise, die zu mir passt.“
Interview mit Alexandra Holzer, Freiwilliges Engagement in der Hausaufgabenhilfe
Frau Holzer engagiert sich seit 2020 ehrenamtlich in der Hausaufgabenhilfe des Zukunftshaus Wedding. Im Gespräch erzählt sie, wie sie dazu kam und warum sie sagt: Jeder hat eine Begabung und kann etwas beitragen.
Frage: Wie kam es dazu, dass Sie sich ehrenamtlich engagieren?
Frau Holzer: Ich bin eigentlich gelernte Kinderkrankenschwester. Dann bin ich leider an Multiple Sklerose erkrankt. Inzwischen arbeite ich Vollzeit in einer Behörde. Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit hatte ich Kontakt zu einem neunjährigen Kind, das als Übersetzer für seinen Verwandten einsprang. Das hat mich beeindruckt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, Kinder zu unterstützen. So habe ich mich auf die Suche nach einem Ehrenamt gemacht, das genau das ermöglicht – und bin über die Stadtteilkasse auf die Hausaufgabenhilfe gestoßen. Durch meine MS-Erkrankung bin ich körperlich eingeschränkt, laufe nicht mehr sicher und kann vieles nicht mehr so machen wie früher, schwere Dinge tragen zum Beispiel. Aber ich wollte weiterhin etwas Sinnvolles tun.
Frage: Und dann sind Sie auf die Hausaufgabenhilfe gestoßen?
Frau Holzer: Genau. Ich habe gemerkt: Hier kann ich mich hinsetzen, mit Kindern arbeiten, ihnen helfen. Ich bringe meine Erfahrung mit, meine Geduld, mein Einfühlungsvermögen. Und das reicht. Es ist genau das Richtige für mich. Ich finde, jeder hat eine Begabung und jeder kann etwas beitragen. Man muss nicht alles können. Wichtig ist, dass man sich einbringt – und etwas findet, das zu einem passt.
Frage: Wie genau läuft die Hausaufgabenhilfe ab?
Frau Holzer: Wir treffen uns einmal pro Woche für eine Stunde, am späten Nachmittag. Die Kinder sind ausschließlich Grundschüler. Ich helfe ihnen bei den Hausaufgaben, erkläre schwierige Aufgaben oder übe mit ihnen lesen und schreiben. Wir machen auch Lernspiele, die Spaß machen, zum Beispiel „Schiffe versenken“.
Frage: Wie erleben Sie die Kinder hier?
Frau Holzer: Ganz unterschiedlich. Manche sind sehr redselig, andere eher zurückhaltend. Besonders bei Jungs merke ich manchmal, dass sie einfach jemanden brauchen, der zuhört. Einer kam zum Beispiel regelmäßig mit Nasenbluten, weil er draußen Quatsch gemacht hatte – er musste die Zeit überbrücken, bis seine Eltern ihn abholten. Ich war froh, dass er hier sein kann: sicher, beschäftigt, mit einem festen Anlaufpunkt.
Frage: Haben Sie den Eindruck, dass Sie auch eine Vertrauensperson für die Kinder sind?
Frau Holzer: Ja, das glaube ich schon. Ich bin eine neutrale Person, die zuhört und der man auch alltägliche Probleme und Fragen stellen kann und das spüren sie. Wir überlegen gemeinsam Antworten und Lösungen und sie wissen das es bei mir bleibt. Ich empfinde das als einen großen Vertrauensbeweis, und ich nehme das sehr ernst.
Frage: Wie erfahren die Kinder vom Angebot der Hausaufgabenhilfe?
Frau Holzer: Über Schulsozialarbeiterinnen oder auch die Stadtteilmütter. Manchmal kommen die Eltern mit und stellen ihr Kind direkt vor. Es gibt immer wieder besondere Situationen. Einmal hatte ich ein Kind in der vierten Klasse, das kaum lesen konnte. Das war schwierig, weil das Kind sich sehr verschlossen hat. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, sensibel und geduldig zu sein.
Frage: Wie gut fühlen Sie sich als Ehrenamtliche betreut?
Frau Holzer: Sehr gut! Es gibt regelmäßige Treffen, Feste und Anerkennung. Das motiviert. Ich fühle mich wertgeschätzt.
Frage: Welche Botschaft möchten Sie an Menschen weitergeben, die überlegen, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Frau Holzer: Einfach anfangen! Jeder kann etwas tun, egal wie groß oder klein. Es gibt so viele Wege zu helfen, und es bringt Freude, Sinn und neue Kontakte. Man wächst dabei über sich hinaus und tut gleichzeitig etwas Gutes für andere.
Danke für das Gespräch!
Frau Holzer beweist, dass Engagement keine Frage der körperlichen Fitness ist, sondern des Herzens. Sie zeigt, wie wichtig ehrenamtliche Arbeit für Kinder sein kann und wie viel jeder beitragen kann, wenn er will.
Frau Holzer, links im Bild, bei dem alljährlich stattfindenden “Danke-Abend” für die Freiwilligen des Paul Gerhardt Stifts und der PGS Soziales gGmbH.